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Camus, Albert

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Lebenslauf

Geboren: 7. November 1913 in Mondovi (Algerien)
Gestorben: 4. Januar 1960 in Villeblevin (Frankreich)

Albert Camus wurde 1913 als Sohn eines aus Frankreich stammenden Fuhrmanns in Algerien geboren. Sein Vater fiel im Ersten Weltkrieg, sodass seine leicht hör- und sprechbehinderte Mutter seitdem allein für ihn und seinen Bruder sorgen musste. Dem Engagement von Camus’ Grundschullehrerin ist es zu verdanken, dass der begabte Junge ein Gymnasium besuchen konnte. Nach dem Abitur studierte Camus Philosophie an der neu eröffneten Universität in Algier. Nach Beendigung seines Studiums arbeitete er u. a. als Journalist und Theaterautor. 1937 nahm er am spanischen Bürgerkrieg teil, floh nach dem Scheitern des Widerstandes gegen Franco nach Frankreich und war zunächst als Zeitungsreporter tätig. Während des Zweiten Weltkrieges führte er ein unstetes Leben zwischen Frankreich und Algerien, schrieb aber unermüdlich und engagierte sich in der Widerstandsgruppe „Combat“ (Der Kampf). Die während des Krieges erschienenen Schriften „Der Mythos von Sisyphos“ und „Der Fremde“, die sich vor allem mit dem Sinn der menschlichen Existenz beschäftigten, trafen wohl den Nerv der Zeit und wurden zu einem beachtlichen Erfolg. In den Nachkriegsjahren befreundete er sich mit Jean-Paul Sartre und wurde mit ihm zu einem der Vordenker des Existenzialismus. Nach Erscheinen seines Buches „Der Mensch in der Revolte“ zerstritten sich Camus und Sartre allerdings so heftig, dass es nie mehr zu einer Versöhnung kam.
Am 4. Januar 1960 kam Albert Camus bei einem Verkehrsunfall ums Leben.


Bedeutung

Albert Camus wurde 1957 mit dem Nobelpreis für Literatur geehrt und gehört zu den bekanntesten europäischen Autoren des 20. Jahrhunderts. Seine Interpretation des Sisyphos-Mythos hat postmoderne Theorien des Absurden nachhaltig geprägt.


Lehre und Gedanken

Obwohl Albert Camus sich selbst nicht als Existenzialisten sah, gilt er doch zusammen mit Jean-Paul Sartre als Begründer des Existenzialismus, der französischen Variante der Existenzphilosophie, die die nackte Existenz des Menschen zum Ausgangspunkt des Philosophierens machte. In den 1940er-Jahren standen sich diese beiden Denker sehr nahe, insbesondere Camus' „Der Fremde“ wurde von Sartre als existenzialistisches Manifest gefeiert.

In Camus' Denken spielt das Absurde und Sinnlose eine zentrale Rolle. Diese „Philosophie des Absurden“ ist vor allem in seinem viel beachteten philosophischen Essay „Der Mythos von Sisyphos“ dargelegt. Das Absurde ist dabei ein Begriff, der der Verhältnisbestimmung von Mensch und Welt dient. Der Mensch, der stets nach Sinn strebt, sieht sich einer Welt gegenüber, die ihm fremd und sinnlos erscheint.

„Es [das Absurde] ist jener Zwiespalt zwischen dem sehnsüchtigen Geist und der enttäuschenden Welt, es ist mein Heimweh nach der Einheit, dieses zersplitterte Universum und der Widerspruch, der beide verbindet.“ (Albert Camus: Der Mythos von Sisyphos)

Das Absurde besteht also in einem Widerspruch zwischen sinnleerer Welt und sinnstrebendem Menschen. Das höchste Absurde ist dabei für Camus, dass der Mensch unentrinnbar sterben muss und dass für ihn nach diesem Tod nichts mehr kommt. Das begrenzte Dasein des sterblichen Menschen ist nach Camus sinnlos gegenüber einer Welt, die ihn überdauert. Das Leid der Welt ist durch Menschlichkeit überwindbar, der Tod – als der krönende Abschluss eines absurden Lebens – aber nicht. Besonders das Bewusstsein seiner Endlichkeit führt den Menschen dazu, beständig nach einem übergeordneten Sinn zu streben, der ihm jedoch aufgrund der Sinnlosigkeit des Todes verwehrt bleibt.

„Das Gefühl der Absurdität kann an jeder beliebigen Straßenecke jeden beliebigen Menschen anspringen. Es ist in seiner trostlosen Nacktheit, in seinem glanzlosen Licht nicht zu fassen.“ (Albert Camus: Der Mythos des Sisyphos)

Aus der Spannung zwischen der Absurdität des Daseins und dem menschlichen Verlangen nach Sinnerfüllung entwickelt sich bei Camus die „Revolte“ als Weg zur Überwindung des Absurden. In seinem 1951 erschienenen philosophischen Hauptwerk „Der Mensch in der Revolte“ bestimmte Camus das Revoltieren gegen die Absurdität des Lebens und das gleichzeitige Annehmen dieser Absurdität (indem sie als existentielle Grundsituation anerkannt wird) als die Überwindung des Absurden. Die Revolte macht die Selbstverwirklichung und die Selbsterkenntnis des Menschen erst möglich. Dennoch wird durch die „permanente Revolte“ der absurde Widerspruch der menschlichen Existenz nie ganz aufgelöst. Das Leben bleibt ein ewiges Aufstehen mit einem „höhnischen Trotzdem“, bleibt eine Sisyphos-Tat.


Hauptwerke von Albert Camus

„Der Fremde“ (1942)
Albert Camus: Der Fremde. Reinbek: Rowohlt 2007.

„Der Mythos von Sisyphos“ (1944)
Albert Camus: Der Mythos des Sisyphos. Reinbek: Rowohlt 2000.

„Der Mensch in der Revolte“ (1951)
Albert Camus: Der Mensch in der Revolte. Reinbek: Rowohlt 1997.


Über Albert Camus

Annemarie Pieper: Die Gegenwart des Absurden. Studien zu Albert Camus. Tübingen u. Basel: Francke 1994.

Asa Schillinger-Kind: Albert Camus zur Einführung. Hamburg: Junius 1999.

Brigitte Sändig: Albert Camus. Reinbek: Rowohlt 2000.


Quelle: Ernst Klett Verlag GmbH
Ort: Stuttgart
Quellendatum: 2009

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